Qualzucht bei Hunden
20.01.2023 | von Viva KleinanzeigenEine Stupsnase, große Kulleraugen und ein kleines kurzes Schwänzchen – was auf den ersten Blick süß aussehen mag, ist in Wirklichkeit gesundheitsgefährdend für große und kleine Fellnasen. Das Problem: Qualzucht bei Hunden ist leider keine Seltenheit.
Wer einen Hund kaufen möchte, sollte vorher wissen, welche Merkmale auf eine Qualzucht hinweisen, welche Rassen besonders oft betroffen sind und wie Sie einen gesunden Hund finden.
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Was bedeutet Qualzucht bei Hunden?
§11b des Deutschen Tierschutzgesetztes besagt, dass eine Qualzüchtung vorliegt, wenn „bei Wirbeltieren, die durch Zucht geförderten oder die geduldeten Merkmalsausprägungen (Form-, Farb-, Leistungs- und Verhaltensmerkmale) zu Minderleistungen bezüglich Selbstaufbau, Selbsterhaltung und Fortpflanzung führen und sich in züchtungsbedingten morphologischen und / oder physiologischen Veränderungen oder Verhaltensstörungen äußern, die mit Schmerzen, Leiden oder Schäden verbunden sind."
Einfacher gesagt heißt das: Qualzucht bei Hunden meint Züchtungen, bei denen Form-, Farb-, Leistungs- und Verhaltensmerkmale teils extrem verändert werden, obwohl sie dem Hund schaden. Bei der Qualzucht werden also Krankheiten in Kauf genommen, die sowohl hinsichtlich des Tierschutzes als auch aus medizinischer Sicht für die Tiere dramatisch sind – denn viele dieser angezüchteten Merkmale gefährden die Gesundheit der Tiere Tag für Tag oder schränken diese (stark) ein.
Qualzuchten verursachen Leiden
Von zu kurzen Nasen oder Kulleraugen: Das Leiden von Qualzucht-Hunden kann sich durch tägliche Schmerzen oder gesundheitliche Einschränkungen äußern – und das schon beim Spaziergang oder Spielen. Oft leiden die Hunde ihr Leben lang unter den zuchtbedingten Merkmalen. Die Folge: Viele dieser Rassen erreichen nicht die ihre normale Lebenserwartung.
Qualzüchtungen haben optische Gründe
In fast allen Fällen sind bestimmte Schönheitsideale der Grund für Qualzüchtungen. Man möchte niedlichere Gesichter, ein außergewöhnliches Fell oder einen süßen stupsigen Schwanz.
Woran erkenne ich eine Qualzucht bei Hunden?
Qualzuchten können sich in deformierten Körpern und daraus resultierten gesundheitlichen Einschränkungen, Verhaltensauffälligkeiten und sogar in Kommunikationsschwierigkeiten mit anderen Artgenossen äußern.
In den meisten Fällen sind sie optisch erkennbar. Wir zeigen Ihnen die häufigsten Merkmale einer Qualzucht.
Augenprobleme (Ektropium)
Bei gesunden Hunden schließen die Augenlider, um das Auge vor Verletzungen zu schützen und das Verdunsten von Tränenflüssigkeit zu vermeiden. Bestimmte Rassehunde aus Qualzuchten können ihre Augen nicht richtig schließen, stattdessen kommt es häufig zum Auswärtsrollen des unteren Augenliedrandes. Die Folge: Tränenfluss, Bindehautentzündungen und Veränderungen der Hornhaut.
Erkennbar sind diese Augenprobleme daran, dass das untere Augenlid nach unten hängt, die Lidbindehaut sichtbar ist, die Bindehaut gereizt ist und/oder der Hund unter Augenausfluss leidet.
Hunderassen, bei denen Augenprobleme oft vorkommen:
Basset Hound, Bernhardiner, Cocker Spaniel, Bluthund und Shar Pei
Merle-Rassen
Einen sogenannten „Merle-Hunde” erkennen Sie daran, dass anstelle der gewöhnlich braunen oder schwarzen Stellen im Fell eine klar erkennbare Maserung auftritt. Dabei wird zwischen Blue Merle (schwarz mit grauer Grundfarbe) und Red Merle (rot/braun mit hellroter/beiger Grundfarbe) unterschieden. Ein ebenfalls gut erkennbares Merkmal dieser Qualzucht: Fast alle Merle-Hunde haben ein oder zwei (außergewöhnlich) strahlend blaue Augen.
Die meisten Menschen wissen nicht, dass es sich bei dieser beliebten Fellzeichnung eigentlich um einen Gendefekt handelt, der gesundheitliche Risiken verursachen kann. Das zeigt sich vor allem, wenn die beiden Elterntiere Merle-Gene tragen: Die reinerbigen Welpen kommen dann oft mit verschiedenen Krankheiten auf die Welt. Darunter zum Beispiel Spaltbildungen der Augenhäute (Kolobome), stark verkleinerten Augen (Mikrophthalmie) oder verformten Pupillen (Dyskorie).
Hunderassen, bei denen das Merle-Gen oft vorkommt:
Australian Shepherd, Pitbull, Cardigan Welsh Corgi, Border Collie, Chihuahua, Collie, Pomeranhian, Doggen, Greyhound, Irish Setter, Pudel, Dackel, Yorkshire Terrierer
Verkrüppelung der Schwanzwirbelsäule (Brachy- und Anurie)
Branchy- und Anurie meint die Verkrüppelung der Schwanzwirbelsäule. Sie erkennen dieses Merkmal an einem Korkenzieherschwanz, Knickschwanz oder – im schlimmsten Fall – an einer Stummelschwänzigkeit.
Hunderassen, bei denen die Verkrüppelung der Schwanzwirbelsäule häufig vorkommt:
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Korkenzieherschwanz/Knickschwanz: Französische Bulldogge, Englische Bulldogge, Mops, Dackel
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Stummelschwanz: Bobtail, Cocker Spaniel, Entlebucher Sennenhund, Rottweiler
Genetisch bedingte Störung der Knorpel- und Knochenentwicklung (Chondrodysplasie)
Bei der Chondrodysplasie handelt es sich um eine Störung der Knochenbildung mit verfrühten Wachstumsstillstand. Die Folge: Die langen Röhrenknochen oder Gesichtsknochen sind verkürzt, wodurch es häufig zu einem Bandscheibenvorfall und oft sogar zu Lähmungen (Dackellähme) oder starker Schmerzempfindlichkeit kommt. Auch Darmprobleme treten oft auf.
Hunderassen, bei denen die Chondrodysplasie häufig vorkommt:
Basset Hound, Französische Bulldogge, Pekinese, Scottish Terrier, Sealyham Terrier, Dackel, Welsh Corgis
Hauteinstülpungen am Rücken (Dermoid-Sinus/Dermoidzysten)
Dabei handelt es sich um eine erblich bedingte Krankheit, bei der eine Zyste durch die unvollständige Trennung der Epidermis- und Nervensystemzellen in der embryonalen Entwicklung entsteht. Meist entsteht bei dieser Krankheit eine schlauchartige Einstülpung der Haut an der Rückenlinie des Hundes.
Die Folgen von Dermoidzysten sind Lähmungen der Hinterhand, Überempfindlichkeiten und Entzündungen im zentralen Nervensystem.
Hunderassen, bei denen die Dermoid-Sinus häufig vorkommt:
Rhodesian Ridgeback
Haarlosigkeit bei Nackthunden
Haarlos gezüchtete Hunde leiden nicht nur unter einer empfindlichen Haut – was sich übrigens in Sonnenbrand, Verletzungen, Fliegenproblemen und/oder Allergien zeigt. Durch die Qualzucht haben die Tiere oft auch eine Immunschwäche und Gebissfehlstellung. Hinzu kommt: Durch ihr fehlendes Fell frieren sie an kalten Temperaturen besonders stark.
Hunderassen, bei denen die Haarlosigkeit häufig vorkommt:
Chinesischer Schopfhund, Mexikanischer Nackthund, Peruanischer Nackthund, American Hairless Terrier
Kurzköpfigkeit bzw. Rundköpfigkeit (Brachyzephalie bzw. Brachygnathie)
Die Brachyzephalie bzw. Brachygnathie ist an einer breiten, runden Ausformung des Kopfes und kurzen Köpfen erkennbar. Auch kurze Kiefer- und Nasenknochen sind Kennzeichnen dieses Qualzucht-Merkmals. Das Problem: Bei den betroffenen Rassen kommt es oft zu Gehirntumoren, Atem- und Schluckbeschwerden sowie Störungen bei der Thermoregulation.
Hunderassen, bei denen die Kurz- bzw. Rundköpfigkeit häufig vorkommt:
Französische Bulldogge, Boxer, Englische Bulldogge, Chihuahua, Mops, Pekinese, Prince, Charles Spaniel, Shi Tzu, Toy-Spaniel, Mastiff, Amerikanische Bulldogge
Faltenhunde (Idiopathische Muzinose)
Sogenannte „Faltenhunde“ tragen doppelt so viel Haut mit sich als eigentlich nötig wäre. Die Folge: Rötungen und Juckreize sowie Augenprobleme (bis hin zur Erblindung), weil die Falten oft über den Augen hängen. Auch ein übler Geruch kann der Preis für das fluffige Aussehen sein.
Hunderassen, bei denen die idiopathische Muzinose vor allem vorkommt:
Shar Pei
Hüftprobleme (Hüftgelenksdyasplasie)
Die Hüftgelenksdysplasie zeigt sich in Problemen mit der Hüfte und kann bis zu Lahmheiten führen. Sie tritt vor allem bei großen Rassen auf.
Hunderassen, bei denen die Hüftgelenksdysplasie vor allem vorkommt:
Schäferhund, Berner Sennenhund, Golden Retriever, Rottweiler
Welche (beliebten) Hunderassen gehören häufig zu Qualzuchten?
Teacup-Hunde
Teacup-Hunde sind so klein gezüchtet, dass sie wortwörtlich in einen Teacup (eine Teetasse) passen. Das Problem: Die Hunde leider oft unter Krankheiten wie Herzdefekten, Knochenbrüchen und sozialer Isolation, denn die extrem kleinen Vierbeiner werden oft nur getragen, wodurch ihnen der Kontakt zu Artgenossen fehlt.
Australien Shepherd
Mit den blauen Augen und ihrem außergewöhnlich gescheckten Fell gehören Australien-Shepherd-Hunde zu den beliebtesten Hunderassen. Nur wenige Menschen wissen, dass ihre Fellzeichnung eigentlich das Resultat eines Gendefekts (Merle-Gen) ist.
Während gemischterbige Hunde dieser Rasse meist gesund sind, kommt es bei reinerbigen Australien Shepherds oft zu gesundheitlichen Problemen (von Augenerkrankungen bis hin zu Blindheit, Taubheit, Deformation von Skelett und Geschlechtsorganen hin zu Herzfehlern).
Französische Bulldogge
Ihr kurzer Kopf lässt sie für immer niedlich und jung aussehen. Ihre Kurzköpfigkeit verursacht allerdings starke Atemprobleme, die sich im Alltag über Röcheln, Schnarchen und Grunzen äußern und im schlimmsten Fall zu lebensbedrohlichem Sauerstoffmangel, Erstickungsanfällen und Kreislaufzusammenbrüchen führen.
Mops
Seine stark hervortretenden Augen mögen süß aussehen, sorgen allerdings für starke Augenprobleme, denn die Augen sind dadurch weniger geschützt als bei anderen Hunden. Oft kommt es deshalb zu Austrocknung, Pigmentierung der Hornhaut und im schlimmsten Fall zur Erblindung.
Auch ihr niedlicher Ringelschwanz verursacht Probleme, denn dabei handelt es sich eigentlich um eine Wirbelsäulenverkrümmung – und das bedeutet für den Mops, dass Bandscheibenvorfälle fast schon vorprogrammiert sind.
Chihuahua
Mit der winzigen Körpergröße, dem kleinen Kopf und großen Kulleraugen ist der Chihuahua einer der beliebtesten Hunde. Ihr kleiner Kopf führt allerdings auch dazu, dass die Schädeldecke des Chihuahuas sehr dünn und geöffnet ist. Auch ihr besonders kleiner Körper führt zu Problemen, denn ihr Skelett ist oft instabil.
Dackel
Die Beine des Dackels bleiben nur aufgrund einer genetisch bedingten Störung der Körper- und Knochenentwicklung (Chondrodysplasie) charakteristisch so kurz. Das Problem außerdem: Durch das Verhältnis aus Beinen und Wirbelsäule sind auch beim Dackel Bandscheibenvorfälle vorprogrammiert. In vielen Fällen ist die sogenannte Dackellähme das Resultat der Qualzucht.
Deutscher Schäferhund
Für ihre große und kräftige Statur muss der Körper von Schäferhunden schnell wachsen. Die Folge: erblich bedingte Fehlbildungen des Hüftgelenks. Viele Schäferhunde leiden auch unter Entzündungen und Arthrose, Lahmheit und/oder mangelnder Stabilität.
Rhodesian Ridgeback
Sogenannte „Ridge“-Hunde leiden häufig unter Dermoidzysten am Rücken, die im schlimmsten Fallen die Wirbelsäule des Hundes erreichen und dann sogar operativ entfernt werden müssen.
Übrigens: Ihr Rückenkamm verursacht einerseits gesundheitliche Probleme, andererseits verleiht er dem Rhodesian Ridgeback seinen Namen. Denn bei dieser Rasse wächst der Haarkamm entgegengesetzt der normalen Haarrichtung.
Shar Pei
Der Shar Pei zählt zu den sogenannten „Faltenhunden“ – trägt also deutlich mehr Fell mit sich, als er eigentlich müsste. Obwohl diese Hunde wie fluffige Teddybären aussehen, leiden sie durch das überschüssige Fell oft unter Hauterkrankungen und Augenproblemen.
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Häufig gestellte Fragen zur Qualzucht bei Hunden
Was sind Qualzucht-Merkmale?
Folgende Merkmale deuten auf eine Qualzucht hin:
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große hervorstehende Augen
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Gebissfehlstellungen
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kurzer Kopf
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kurze Beine
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dicker Hals und/oder starke Hautfalten
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abfallender Rücken
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geschecktes Fell und/oder außergewöhnliche blaue Augen (Merle-Faktor)
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Haarlosigkeit
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Kurzschwänzigkeit
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besonders kleiner Körper
Welche Hunde gehören zu den Qualzuchten?
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Mops
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Französische Bulldogge
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Englische Bulldogge
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Deutscher Schäferhund
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Chihuahua
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Dackel
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Rhodesian Ridgeback
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Teacup-Hunde
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Nackthunde
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Merle-Hunde
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Faltenhunde
Ist Qualzucht strafbar?
Ja, §11b im Deutschen Tierschutzgesetz verbietet die Durchsetzungen von Zuchtzielen, bei denen Schmerzen, Leiden oder Schäden entstehen. Das Problem ist, dass es keine klar definierten Richtlinien gibt und Schmerzen, Leiden und Schäden nicht einfach objektiv nachweisbar sind, weshalb Qualzuchten leider immer noch weit verbreitet sind und eine Anzeige zur Qualzucht oft in langen, komplizierten Verfahren endet.
Möchten Sie selbst einen Hund kaufen, sollten Sie daher aufmerksam bei der Wahl sein.
Welche Folgen hat eine Qualzucht?
Für das Tier bedeutet eine Qualzucht fast immer einen schlechteren Gesundheitszustand, Schmerzen und/oder Verhaltensstörungen – und in manchen Fällen sogar einen frühzeitigen Tod.
Für Halter haben Qualzuchten oft mehr Pflege und häufigere Tierarzt-Besuche zur Folge.